Die Heinrich-Vetter-Stiftung hatte in die Stiftungsräume in Ilvesheim eingeladen. Niemand Geringeres als der geheime Rat selbst war gekommen. Johann Wolfgang von Goethe fand sich ganz passend in der Goethestraße ein, denn die Stiftung lud zusammen mit der Goethe-Gesellschaft Mannheim Rhein-Neckar zu einer literarischen Weinprobe. Und Michael Fuchs, im normalen Leben Ensemblemitglied des Mannheimer Nationaltheaters, ließ den Dichterfürsten nobel Gestalt annehmen. Neben Fuchs sorgten Annegret Foschepoth-Richter als Christiane Goethe bzw. Antonie Brentano sowie Fritz Richter als Erzähler für den Fluss im weinseligen Programm.

Denn der Dichterfürst war ein Genießer, wie er im sprichwörtlichen Buche steht. Im vollbesetzen Salon freute sich denn auch Dr. Peter Frankenberg, Vorstand der Heinrich-Vetter-Stiftung, die zahlreichen Gäste begrüßen zu können. Und für Dr. Jens Bortloff, den Vorsitzenden der Goethe-Gesellschaft Mannheim Rhein-Neckar, war der Abend zugleich ein kleines Dankeschön für die Kulturförderung der Stiftung. Bortloff erinnerte daran, dass Goethe ja beinahe dauerhaft am Mannheimer Hof gelandet wäre, eine Ehre, die er mit Mozart teilen darf. Ob Mozart die hiesigen Weine schätzte, darüber erfuhren die Gäste nichts. Dass aber Goethe nicht nur ein Weinliebhaber, sondern auch ein Kenner war, davon zeugen seine zahlreichen dichterischen Ergüsse zu diesem Thema. Mit der Weinbergszene, aus Faust II, stieg denn auch Michael Fuchs sprachgewaltig und spielfreudig ins Programm ein. Und für die Gäste gab es einen Riesling von der Heidelberger Sonnenseite, den schon der Geheimrat getrunken hatte, nur vielleicht noch nicht so exzellent ausgebaut. Denn, auch das erfuhren die interessierten Zuhörer, die Weine zu Goethes Zeiten waren firner, also älter und sehr viel saurer, als die heutigen. Sie hatten aber einen viel niedrigeren Alkoholgehalt. Wichtig in Zeiten, in denen der Wein schon aus Hygienegründen meist das Wasser als Getränk ersetzte – der gemeine Mann trank Bier oder Apfelwein.

Bericht: Regina Weibel

Bild: Helmut Jung

11.10.2017