CHRONIK

Familien Müller/Vetter und das Kaufhaus

1877

Barbara Müller aus Edesheim (1852 – 1926) heiratet den Schlossermeister Franz Müller (1853 – 1928) der aus Kirrlach nach Mannheim gekommen war.

Sie vertreibt ab 1885 zunächst im Wohnzimmer und dann in einem Ladengeschäft in der Schwetzinger Straße 22/24 Kurz-, Weiß- und Wollwaren – auch schon mit Ratenzahlung.

Dieses erste Ladengeschäft, bzw. das Gebäude wird im Zweiten Weltkrieg zerstört.

1885

Tochter Frieda kommt zur Welt. Sie unterstützt später ihre Mutter im Geschäft, übernimmt dabei mehr und mehr wichtige Aufgaben.

1908

Frieda Müller lernt Carl-Heinrich Vetter (1885 – 1943) kennen. Er ist Winzersohn aus Amoltern am Kaiserstuhl, kann als fünftes von sechs Geschwistern nicht im elterlichen Betrieb mitarbeiten und kommt als Postassistent nach Mannheim.

1910

Die Hochzeit von Frieda und Carl-Heinrich Vetter findet im März 1910 statt.

Am 24. Dezember 1910 kommt Sohn Heinrich auf die Welt.

1912

Carl-Heinrich Vetter quittiert den Postdienst und tritt 1912 in das Textil-Geschäft ein.

1913

Tochter Friedel wird geboren

1926

Der Laden in der Mannheimer Oststadt ist zu klein und so wird 1926 das „Kaufhaus am Tattersall“ in dem auf M 7, 19 erworbenen, vorhandenen Gebäude unter Hinzunahme des gepachteten Nachbargrundstücks 18 (das Gebäude wird ebenfalls im Krieg zerstört) eröffnet.

1930

Heinrich Vetter legt 1930 das Abitur ab und studiert bis 1933 Betriebswirtschaft in Mannheim und Berlin.

1932

Die Familie hat in Ilvesheim ein Haus samt großzügigem Anwesen errichtet und bezogen.

1933

Die von Heinrich Vetter 1933 vorgelegte Diplomarbeit befasst sich mit der Teilzahlung im Einzelhandel. Schon vor dem Einzug in den Vetter-Turm kann bei Vetter per Ratenzahlung eingekauft werden.

1934

Heinrich und Friedel Vetter übernehmen ein Kaufhaus in Mannheim P 1, das sie vier Jahre unter „Geschwister Vetter“ betreiben und 1938 wieder verkaufen.

In der Zwischenzeit erfolgt der Neubau im Quadrat P 5, 1-4. Dieses Vorhaben wird von einem Konsortium unter Beteiligung von Carl-Heinrich Vetter 1933-1935 errichtet.

In dieses Gebäude an den Planken zieht das Deutsche Familien Kaufhaus (DeFaKa) ein und räumt das 1927-29 vom Frankfurter Architekten Fritz Nathan erbaute Turmhaus in N7.

1936

In dieses Turmhaus mietet sich das Kaufhaus Vetter ein.

Die Familie Vetter profitiert zwischen 1934 und 1938 von der politischen und gesellschaftlichen Lage der nationalsozialistischen Diktatur und übernimmt (arisiert) Geschäfte und Immobilien von jüdischen Eigentümern. Sechs Arisierungen vollziehen die Eltern, je eine Heinrich und Friedel.

1938

Am 19. April 1938 heiratet Friedel Vetter den Karlsruher Kaufmann Richard Holzherr in der Jesuitenkirche Mannheim.

1939

Heinrich Vetter, der mittlerweile in der Geschäftsleitung des Kaufhaueses Vetter tätig ist, muss seinen Kriegsdienst antreten.

1943

Vater Carl-Heinrich Vetter stirbt im Dezember, er wird auf dem Mannheimer Hauptfriedhof bestattet.

1944

Heinrich erleidet eine schwere Verwundung, so dass er nach Kriegsende rasch in die mütterliche Obhut entlassen wird.

1946

Trotz schwieriger Rekonvaleszenz wirkt Heinrich ab 1946 wieder in der Leitung des auf einen beschränkten Teil des beschlagnahmten Vetter-Hauses in N7 begrenzten Kaufhauses mit.

1950

Mit dem Personal, das schon während der Kriegsjahre das Kaufhaus aufrechterhalten hat, feiert Frieda Vetter ihren 65. Geburtstag am 22. August 1950 und zwar im wieder hergerichteten Rosengarten.

Wenige Wochen später folgt der erste Betriebsausflug am 1. Oktober 1950.

1953

Nachdem die US-Behörden den Kaufhausturm geräumt haben, kann 1953 nach rascher Renovierung nun nahezu das ganze Kaufhaus wieder zugänglich gemacht werden.

1955

Frieda Vetter stirbt und wird auf dem Mannheimer Hauptfriedhof zu Grabe getragen.

Heinrich Vetter fördert das Thema Völkerverständigung und hebt mit der Spvgg 03 Ilvesheim das Internationale Jugend-Fußballturnier aus der Taufe.

Mitte der 1950-er Jahre wird auch der Versandhandel aufgenommen. Das „Großversandhaus Vetter“ baut eine Außenstelle an der Floßwörthstraße, gibt diesen Zweig aber Mitte der 1960-er Jahre wieder auf.

1960

„75 Jahre Kaufhaus Vetter“ wird mit vielen Initiativen und Aktionen gefeiert.

1965

Mitte der 1960-er Jahre erkennt Heinrich Vetter, dass er auf Dauer mit den großen Filialkaufhäusern nicht konkurrieren kann. In Verknüpfung mit der freundschaftlichen Verbindung zu Helmut Horten baut Heinrich Vetter das Kaufhaus in N 7 neu und verpachtet es an den Horten Konzern (danach Kaufhof bis 2020). Vetter avanciert zu Hortens Generalbevollmächtigten.

1985

Heinrich Vetter zieht sich ins Privatleben zurück, konzentriert sich auf die Verwaltung seines Vermögens und intensiviert sein Mäzenatentum.

Die betriebliche Altersvorsorge seiner „Vetterianer“ trägt Vetter persönlich weiter.

1997

Henrich Vetter errichtet die „Heinrich-Vetter-Stiftung“ und übernimmt den Vorstandsvorsitz

2000

Im Dezember verleiht ihm die Fakultät der Betriebswirtschaftslehre „seiner“ Universität Mannheim die Ehrendoktorwürde.  

2003

Heinrich Vetter stirbt am 3. Februar 2003 mit 92 Jahren und vermacht der Heinrich-Vetter-Stiftung sein Vermögen.